Am 24.10.2021 ist es wieder soweit! Nach einjähriger Pause kehrt das Krimifest Tirol nun endlich zurück.
So kannst du nach einem köstlichen Frühstück den spannenden Worten renommierter AutorInnen vor Ort lauschen.
Bei dem ein oder anderen Schluck von deinem Lieblingsheißgetränk, einem Glas Orangensaft, 2 ofenfrischen Kleingebäcken, köstlichen Aufstrichen, sowie einem Aufschnitt-Teller mit Käse, Wurst und Lachs lässt es sich gleich doppelt genießen.
Die zweite Tasse gratis Fairtrade-Kaffe, Kakao oder Bio-Tee ist natürlich inklusive!
Karten für das Event bekommst du in den entsprechenden Filialen. Der Vorverkauf startet am 09.09.2021.
Spannung steigt in Brixlegg mit Autor Bernhard Aichner (ausverkauft).
Schrecklich Gutes in Landeck Bruggfeldstraße mit Autorin Nicola Förg.
In Lienz Beda-Weber-Gasse sorgt Theresa Prammer für ordentlich Nervenkitzel.
Thomas Baum lässt in der Filiale Ötztal-Bahnhof so manchen Puls in die Höhe schnellen.
In Weer lädt Autor Stefan Slupetzky zum Gruseligen Sonntagsbrunch ein.
...Meine Finger greifen nach dem leeren Glas auf seinem Tisch, meine Lippen greifen nach Worten und, von mir selber überrascht, frage ich ihn mit einem Lächeln. Haben Sie David gesehen?
Hat er etwas vergessen, fragt er.
Ja, lüge ich und mein Herz nervt so furchtbar, dass ich es am liebsten schütteln würde wie einen Eimer. Damit der Inhalt herausfällt und ich aufhöre, an ihn zu denken.
David. David. David.
Während ich mich schäme, nimmt Herr Stiegler einen Stift und schreibt mir eine Adresse auf.
Ich weiß, wo er wohnt, sie könnten ihm die Sachen schicken, sagt er.
Oder Sie bringen sie ihm vorbei, falls es auf dem Weg liegt.
Wagenstraße 34b.
Ich bemühe mich, so langsam wie möglich nach dem Papier zu greifen, und lasse es in meiner orangen Schürze verschwinden. Das war ungewöhnlich, das war wie in einem Film. Das war leichter als gedacht. Müdigkeit und Besorgnis haben einer Lawine Adrenalin Platz gemacht. Ich fühle mich so wach wie schon lange nicht mehr.
In den letzten sechsundvierzig Minuten vor Dienstschluss fallen mir immer wieder Dinge ein, die ich nicht gemacht habe. Ich bin letztes Jahr nicht mit Freunden nach Sizilien geflogen. Ich habe mich nicht tätowieren lassen. Habe nicht im Zelt geschlafen. Habe meiner Mutter kein einziges Mal die Meinung gesagt und mir keine Katze besorgt.
Was bin ich nur für eine Versagerin. So wird das nie etwas.
Nach der Arbeit fahre ich mit dem Rad der blauen Linie auf der Navigationsapp nach. Obwohl die Wagenstraße nicht weit weg ist, kenne ich sie nicht.
David ist seit fünf Tagen verschwunden. Mein Herz will wissen, ob es ihm gutgeht. Nur sehen, dass er lebt.
Ich weiß, ich steigere mich da in etwas hinein, aber es gibt keinen Rückwärtsgang mehr. Ich ziehe das jetzt beinhart durch. Komme ihm näher. Ich höre die Stadt, wie sie zu meiner Beruhigung ihr ewig gleiches Gedicht plappert.
Ich trete in die Pedale und frage mich, was nicht mit mir stimmt.
So einfach wäre es doch gewesen. Wenn ich nur ein bisschen mutiger gewesen wäre. Längst hätten wir uns gefunden. Uns berührt. Mehr aus dem gemacht, was uns in den Schoß gefallen ist.
Täglich haben wir uns angelächelt, einander Komplimente gemacht. Immer hat er mir zum Abschied gewinkt, dann war ich glücklich. Am Abend habe ich an ihn gedacht, habe mir vorgestellt, was er am nächsten Morgen wohl bestellen würde. Fast zwei Jahre lang haben wir uns fünf Tage in der Woche gesehen, habe ich mich nach ihm verzehrt. Habe mir sein Lächeln ausgemalt. Eine Zukunft mit ihm. Ein Leben.
Und jetzt ist es vielleicht zu spät...
...Ein Anruf bei seinem Agenten hat gereicht, um seine Hoffnungen zu zerstören. Ein Ausstieg aus der Serie ist nicht möglich. Er hat einen Knebelvertrag, bei dem alle Rechte bei der Filmproduktion liege. Sie haben ihn fest in der Hand. Er müsste schon das Zeitliche segnen, dass er da rauskommt.
„Na los, schneller“, zischt Ben vor ihm und legt einen Zahn zu. Er wirkt heute Abend noch herrischer als sonst. „Wir laufen bis ganz ...“
Weiter kommt er nicht. Eine Frau taucht wie aus dem Nichts vor dem Trainer auf. Alles geht rasend schnell. Ben will ausweichen, er stolpert, rudert mit den Armen und stürzt.
„Oh, nein“, sagt die Frau erschrocken. „Das tut mir leid. Ich hab Sie nicht kommen gesehen.“
„Blöde Kuh“, flucht Ben mit zusammengebissenen Zähnen und hält sich das Schienbein.
„Das war keine Absicht“, sagt sie ohne einen Anflug von Reue.
Irgendwoher kommt sie Henry bekannt vor.
„Ich suche meinen Hund, er ist mir weggelaufen“, fährt sie fort.
„Ach was, Sie haben mir ein Bein gestellt!“, zischt Ben sie wütend an und steht humpelnd auf.
„Sie sind doch in mich reingelaufen“, gibt sie ungerührt zurück.
„Ist alles ok, Ben?“, erkundigt sich Henry.
„Ja, ja, ich brauch nur einen Moment.“
„Ach, entschuldigen Sie“, sagt die Frau zu Henry, „könnten Sie mir nur ganz schnell helfen, meinen Hund zu finden? Er ist schon sehr alt und sieht schlecht. Er kann noch nicht weit sein und hier gibt es so abschüssige Stellen ...“
„Nein, er kann Ihnen nicht helfen. Wir laufen gleich weiter“, antwortet Ben für ihn.
„Aber ...“
„Ich habe nein gesagt“, donnert Ben.
So. Das reicht Henry. Schon schlimm genug, dass Ben seine Nahrungszufuhr überwacht, aber er wird diese unhöfliche Behandlung nicht zulassen...
...Hanna Riegler sah, dass Theresas Mundwinkel ganz leicht nach oben wanderten, während der Sarg mit ihrem Ehemann in den Leichenwagen geschoben wurde. Eigentlich Grund genug, um eine genauere Untersuchung einzuleiten. Am Seziertisch und unter dem Skalpell eines Gerichtsmediziners hatte sich bereits so manche Todesursache in einem völlig neuen Licht gezeigt. Wer wusste schon, was allein die Analyse von Oberhubers Mageninhalt neben den französischen Ingredienzien zu Tage befördert hätte.
Rieglers Entscheidung stand jedoch fest. Keine Obduktion, keine unnötigen Komplikationen. Dennoch grübelte sie beim Verlassen des Oberhuber-Hauses darüber nach, ob der Arzt darauf bestanden hätte, nach seinem Tod aufgeschnitten zu werden. Eine Frage, die sie bereits nach kurzem Nachdenken als irrrelevant bewertete, weil sie vom Verstorbenen selbst nicht mehr beantwortet werden konnte.
Aber sie ging ihr auch wenige Tage später beim Begräbnis durch den Kopf. Ob der Tote tatsächlich in Frieden ruhte, wie es ihm der Pfarrer wünschte? Oder ob ein Rest von Zweifel daran vorhanden war, was ihn letztendlich tatsächlich dahingerafft hatte? Eigenes körperliches Versagen oder eine bösmeinende fremde Hand?
Mit ähnlichen Gedanken waren offenbar auch einige der eng zusammenstehenden Trauergäste beschäftigt. Ein da und dort bemerkbares Tuscheln hinter vorgehaltener Hand und die darauffolgenden, verstohlenen Blicke, einerseits zu Fleischhauer Pumberger und andererseits zur Witwe Oberhuber ließen darauf schließen, dass nicht jeder der Version eines natürlichen Todes Glauben schenkte.
So mancher, der sich laut ins Taschentuch schnäuzte und mit den Fingern ein Kreuz in die Luft zeichnete, befürchtete ein im Ort schwelendes mörderisches Potenzial...